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Golf in Portugal, das bedeutet für viele Golfer Algarve. In den letzten Jahren hat sich jedoch auch die Region rund um die Hauptstadt Lissabon sehr positiv entwickelt, traditionsreiche und neue Anlagen bieten heute eine grosse Auswahl an sehr unterschiedlichen Golfanlagen rund um Portugals Hauptstadt. Bei einer Reise im November 2015 haben wir einige dieser Plätze gespielt und weitere kurz besucht.
Portugals Hauptstadt ist als reine Golfdestination natürlich viel zu schade, zu gross ist das kulturelle Erbe und die Geschichte der Stadt. Besonders empfehlenswert ist ein Abstecher Richtung Belém –
und praktischerweise kann man das auch gleich mit einer Golfrunde kombinieren. Besonders sehenswert ist die Brücke des 25. Aprils. Auf den ersten Blick sieht sie so aus wie die
Golden Gate Brücke in San Francisco, an manchen Tagen passt sogar der kalifornien-typische Nebel. Etwas weiter Richtung Küste gelangt man zum Torre de Belém und von dort, wer mag
auch zu Fuss, in die Innenstadt von Belém. Hier darf ein Besuch im Café de Belém nicht fehlen, der Heimat der leckeren Backwaren Pastéis de Belém. Im Café werden sie
backfrisch und lauwarm serviert – ein Kaffee dazu und der Tag startet perfekt!
Unsere erste Station war das Golfresort Oitavos Dunes nahe Cascais, gut eine halbe Autostunde von Lissabon entfernt. Das in einem Naturschutzgebiet erbaute Resort bietet perfekte Voraussetzungen für ein angenehmes Golfspiel. Die ersten vier Bahnen sind eine Mischung aus Parkland- und Heideplatz. Pinien und andere Bäume säumen die Spielbahnen links und rechts der Fairways, da darf man gerne den Driver schon einmal zugunsten eines kleinen Holzes oder langen Eisens in der Tasche lassen. Doch spätestens mit der fünften Spielbahn ändert sich der Charakter des Platzes zum Links-Course. Nun kommt man auch Richtung mehr und der Wind – so er weht – nimmt zum Teil deutlichen Einfluss auf das Spiel. Dies merkt man spätestens an Bahn 6, einem zwar recht kurzen Par 5 (458 Meter vom hinteren Abschlag): bei Gegenwind spielt sich die Bahn deutlich länger, bei Rückenwind kann man das Grün bequem in zwei Schlägen anspielen. Fairways und Grüns präsentierten sich während der Runde durchweg in einem sehr guten Zustand. Wie bei Links-Courses üblich bildet die Bahn 9 nicht nur den Abschluss der Halbrunde, sondern markiert auch den vom Clubhaus weitest entfernten Punkt. Nun spielt man direkt an der Küste entlang, man sollte also seine Schläge möglichst nicht nach rechts verziehen. Der Weg zum elften Abschlag ist durch einen kleinen Anstieg gekennzeichnet. Generell kann man den Platz sehr gut zu Fuss erlaufen, es stehen jedoch auch Carts zur Verfügung. Bahn 12 ist das längste Par 3 der Anlage, bevor es an der 13, einem Par 5, erst darauf ankommt, das kleine Biotop zwischen Teeboxen und Fairway zu überspielen und anschliessend den Ball auf dem Weg zum höher gelegenen Grün präzise zu positionieren. Und dann kommt der Höhepunkt der Runde, das Signature Hole 14. Dieses mittellange Par 3 erfordert, dass der Teeshot über ein kleines Tal hinweg auf dem Grün platziert wird. Ist der Schlag zu lang, rollt er hinter dem Grün bergabwärts, ist er zu kurz, bleibt er im Tal hängen. Zudem lauert links ein kleiner Dünenhügel, während rechts der Abhang Richtung nächster Bahn droht. Wer hier mit Par oder Bogey vom Grün geht, hat einen sauberen Teeshot gespielt.
Auch die 15. Bahn, ebenfalls ein Par 3, hat ihre Tücken. Das Grün liegt leicht rechts versteckt, zudem ist das Grün sehr tief, was beim Spiel die Wahl zwischen zwei Schlägern erschwert. Danach wartet das letzte und zugleich längste Par 5 auf den Golfer, bei Rückenwind sehr angenehm, bei Gegenwind ist es nicht so einfach, das Grün mit drei Schlägen zu erreichen. Danach dominiert wird der Parkland-Charakter und man gelangt über zwei schöne und nicht allzu schwere Schlussbahnen wieder zum Clubhaus. Wer mag, kann auch im Resort-eigenen Hotel übernachten. Das sehr moderne und stylische Gebäude wurde erst 2010 eröffnet. Es bietet lediglich zwei Zimmerarten: das Standard-Zimmer mit 64 qm und die Suiten mit 128 qm. Zudem gehört ein Spa mit Indoor-Pool, zahlreichen Anwendungen und Sauna zum Hotel. Von vielen Zimmern hat man zudem einen fantastischen Ausblick über die gesamte Anlage und zum Meer.
Insgesamt hat uns dieses Resort sehr gut gefallen, es eignet sich auch hervorragend als Ausgangspunkt für weitere Golfanlagen der Umgebung, wenn man lieber am Meer statt in Lissabon selbst wohnen möchte. Die Front 9 sind sehr schön, dienen aber letztlich doch vor allem als „Einspielbahnen“ für die teils spektakulären Back 9 mit Küstenblick.
Nur wenige Autominuten entfernt wartet ein weiteres Golfresort auf die Gäste aus aller Welt: Penha Longa. Das im Inland gelegene Resort ist durch eingezäunt und bewacht, die beiden Plätze sind nicht für den Gästen des Penha Longa Hotels zugänglich, sondern auch Gästen. Zur Anlage gehören der 18-Loch Atlantic Championship Platz sowie der 9-Loch Atlantic South & North Course, beides von Robert Trent Jones Jr. designte Parkland-Plätze.
Ein andere Option ist der altehrwürdige Estoril Palácio Golf Course, der ebenfalls einen 18- und einen 9-Loch-Platz bietet. Auf dem Championship-Course wurden bereits mehrfach die Portugal Open ausgetragen, dennoch ist der Platz mit maximal rund 5.300 Metern vom hinteren Abschlag selbst für Short-Hitter sehr gut spielbar. Und das Clubhaus mit seiner historischen Einrichtung bis hin zu den Umkleidekabinen versprüht genau jenen Charme, der Golf in früheren Zeiten kennzeichnete. Trotz seiner grossen Tradition ist das Personal in diesem Club sehr freundlich und beantwortet gerne alle Fragen der Gäste.
Deutlich jünger ist hingegen die Geschichte des Golf Club Paço do Lumiar am Stadtrand von Lissabon. Dieser moderne 9-Loch-Platz hat uns ein wenig an Open.9 in Eichenried erinnert: modernes Erscheinungsbild, sehr gut auf Pay&Play ausgerichtet und trotzdem ein spannendes, teils hügeliges Design. Dieser Platz ist ideal für eine schnelle Runde nach einer Shopping- oder Sightseeing-Tour in der Hauptstadt.
Ein weiterer Ausflug führte uns zum ältesten Golfclub Lissabons, dem Lisbon Sports Club. Er wurde vor fast 100 Jahren, genau 1922, gegründet und hat seine Wurzeln im britischen Cricket Club von 1873. Am heutigen Standort befindet sich der Club seit 1964. Die ursprünglich auf 9 Bahnen ausgelegte Anlage wurde zunächst auf 14 Bahnen erweitert, erst 1992 kamen die letzten Spielbahnen hinzu. Dennoch: das Flair dieses Clubs ist sehr britisch, angefangen vom Design des Clubhauses bis hin zum Layout des Platzes. Wie in Estoril gilt auch hier: die maximale Länge von knapp 5.300 Metern für Herren (von gelb sogar weniger als 5.000 Meter) und rund 4.600 Meter für Damen stellt keine besondere Herausforderung dar, diese liegt im Layout der Spielbahnen und den häufig recht engen Fairways mit Bäumen links und rechts.
Der Platz wird durch ein schönes Par 3 downhill eröffnet. Und hier zeigt sich ein weiteres Charakteristikum: viele Bahnen haben erhöhte Abschläge oder erhöhte Grüns – und manche sogar beides! Durch die Erweiterungen ist die Orientierung nicht immer ganz einfach, hier hilft jedoch schnell ein Blick in das Birdiebook oder auf die Scorekarte. Spannend ist der Zugang zum fünften Abschlag: hier steigt man quasi durch den Wald auf einen Hügel, um dann über das erste Grün hinweg abzuschlagen. Genaue Beobachtung der Mitgolfer auf allen Spielbahnen ist auf dieser Anlage extrem wichtig! Das sechste Grün liegt fast ein wenig versteckt links am Berghang und ist natürlich erhöht. Wer hier nicht genau trifft, findet seinen Ball schnell am Fusse des Grünhangs wieder. Weiter geht es den Berg hinaus zum siebten Grün und dann wieder hinab zum achten Abschlag, einem Par 3, dessen Grün recht nahe am siebten Grün liegt. Die Länge ist auch hier kein Problem, es gilt jedoch, seinen Teeshot vor allem von den hinteren Abschlägen sauber über die rechts stehenden Bäume auf das Grün zu spielen, sofern die Fahne am Spieltag nicht links aussen gesetzt wurde.
An Bahn 10 muss der Abschlag zwischen zwei hohen Bäumen gespielt werden, bevor das Par 4, Dogleg links, seinen Weg fortsetzt. An der 11, einem Par 3, kommt erstmals Wasser spürbar ins Spiel, ein Teich verteidigt das Grün frontal. Und auch an der folgenden Bahn hat es der Golfer mit Wasser zu tun: der Teeshot geht leicht rechts über einen Teich – zu weit rechts sollte man allerdings nicht anhalten, denn sonst verschwindet der Ball an diesem Par 5 schnell im Wald – und links droht die Ausgrenze. Die Bahn spielt sich leichter, da sie grösstenteils abwärts geht. Doch gut 80 Meter vor dem Grün zieht sich ein Bachlauf diagonal fast bis ans Grün – der zweite Schlag will daher wohl dosiert sein. Die folgenden Spielbahnen befinden sich auf der gegenüber liegenden Strassenseite, erst mit Bahn 17, einem Par 3 mit tiefer liegendem Grün, kehrt man zur Clubseite zurück. Hier gilt es übrigens beim Teeshot darauf zu achten, ob Spieler an Bahn 18 abschlagen, denn der hinterste Abschlag liegt rechts des 17. Grüns, der mittlere hingegen direkt links von Grün 17.
Der Lisbon Sports Club ist eine kleine Zeitreise. Der Pflegezustand kann mit anderen, eher touristisch ausgerichteten Golfanlagen nicht komplett mithalten, dennoch waren Fairways und Grüns in gutem Zustand und der Service sehr zuvorkommend. Hier sollten Golfer aufteen, die ein bisschen Golftradition erfahren möchten – und wer mag und die entsprechende Ausrüstung hat, sollte diesen Platz durchaus einmal mit Hickory-Golfschlägern spielen.
Wer auf dem Rückweg in die Hauptstadt noch ein bisschen Strandluft schnuppern möchte, sollte einen kleinen Umweg über Cascais einplanen. Hier gibt es nicht nur schöne, feinsandige Buchten, sondern auch zahlreiche Bistros und Restaurants in Strandnähe – ideal für einen Sundowner.
Unser letzter Abstecher führte uns nördlich von Lissabon. Knapp anderthalb Stunden von der Hauptstadt entfernt warten zwei wunderschöne Anlagen auf den Golfer. Erster Halt war Royal Óbidos, der letzte von Seve Ballesteros designte Golfplatz. Auch wenn man vom Clubhaus aus bereits das Meer sehen kann: der Platz ist eher ein Parkland-Platz als ein Links-Course. Dennoch hat Seve zahlreiche Wasserhindernisse eingebaut, die häufig ins Spiel kommen. Und überhaupt: dieser Platz ist nichts für Einsteiger. Permanent steht man auf den Fairways über oder unter dem Ball, und hat man einmal das Grün erreicht, warten hier mehrere Plateaus und wellige Puttlinien. Der Pflegezustand der Anlage war ausgezeichnet, jedoch wird der Golfer vor allem bei der ersten Runde nicht oft die Aussicht aufs Meer geniessen, da der Platz seine ganze Aufmerksamkeit fordert. Einziger kleiner Wermutstropfen des Resorts: es ist geplant, das Hotel durch weitere Villen zu erweitern. Viele dieser Villen sollen direkt an den Fairways der äusseren Spielbahnen entstehen. Wenn es soweit sein sollte, wir das Golfspiel daher für eine gewisse Zeit durch Bauaktivitäten beeinträchtigt werden.
Die letzte Golfrunde fand schliesslich im wenige Kilometer entfernten Praia d’el Rey statt. Zur Resort gehört ein Marriott-Hotel, so dass Golfer auch direkt an der Anlage übernachten können. Im Vergleich zum benachbarten Royal Óbidos ist dieser Platz aus unserer Sicht einfacher zu spielen, aber nicht weniger spektakulär! Die Runde beginnt mit einem eher kurzen Par 4 Dogleg links, genau die richtige Bahn für den Einstieg. Denn schon an Bahn 2 steigen die Anforderungen: das Dogleg Par 5 rechts wird in der Mitte, genau im Knick des Doglegs, durch einen Teich geschützt. Longhitter können zwar über diesen Teich abkürzen, doch darf man dann seinen Teeshot nicht nach rechts verziehen. Auf dem Weg zu den nächsten Bahnen kann man links schon einmal einen Blick auf das Meer erhaschen, doch zunächst bleibt der Course noch beim Parkland- und Heidecharakter. Zahlreiche Bäume begrenzen die Fairways links und rechts, je nach Bepflanzung öffnen oder verengen sie die Spielbahnen. Für alle Bahnen von Praia d’el Rey gilt: auch hier hat uns der Pflegezustand von Grüns und Fairways überzeugt – obwohl es am Tag der Runde leider geregnet hat, dennoch waren nur an ganz wenigen Stellen Pfützen auf den Fairways, die Grüns waren sehr gut zu bespielen. An Bahn 8 wartet ein mittellanges Par 3 auf die Golfer, die Abschläge liegen leicht in den Bäumen versteckt – und das Grün wird durch einen grossen Teich bestens verteidigt. Wer allerdings zu lange abschlägt, landet oft in einem der Grünbunker hinter dem Ziel. Mit der 9, einem eher längeren Par 4, endet die Front 9 – übrigens recht nahe am Clubhaus, so dass dieser Platz durchaus auch für eine 9-Loch-Runde gut geeignet ist.
Mit den Back 9 ändert sich dann der Charakter des Platzes schlagartig: nun wandelt sich das Layout zum typischen Linkscourse. Bahn 10 und 11 sind noch recht verhalten mit Heidecharakter, doch an Bahn 12 spielt man direkt auf das Meer zu – und bei Wind verändert dies das Spiel komplett! Hier ist klar im Vorteil, wer britische Links-Golf-Erfahrung hat, denn ab Bahn 12 gilt es bei Wind und Regen, den Ball flach zu spielen. Und das an sich eher kurze Par 5 an der 12 kann bei heftigem Wind schnell zu einer echten Herausforderung werden. Einmal am Meer angekommen, bleibt der Platz nun an den Dünen. Bei schönem Wetter ist die 13, ein kurzes Par 4, sicherlich ein Genuss – bei Wind und Regen ist man froh, wenn der Teeshot auf dem Fairway bleibt und der folgende Annäherungsschlag es bis zum Grün schafft! An Bahn 14 hat man dann den höchsten Punkt der Anlage erreicht – ein schönes Par 3 mit malerischer Kulisse. Selbst bei schlechtem Wetter kann man sich hier der Faszination der Landschaft kaum entziehen, man könnte fast meinen, man wäre in Schottland. Auch die Bahnen 15 und 16 bieten echtes Links-Feeling, bevor mit der 17 das längste Par 5 der Anlage wartet – vom hinteren Abschlag immerhin 570 Meter lang, selbst vom vorderen Abschlag bleiben 444 Meter übrig. Da man nun jedoch vom Meer zurück Richtung Inland spielt, kommt einem der Wind oft zu Hilfe und die Bahn spielt sich deutlich kürzer. Die Schlussbahn ist wieder im Parkland-Stil gehalten, ein schönes und sehr fair zu spielendes Dogleg rechts.
Wieder im Clubhaus angekommen sollte man unbedingt noch die Clubgastronomie geniessen. Eine abwechslungsreiche Speisekarte, gute Weine zu fairen Preisen und sonstige Getränke erwarten den Golfer nach der Runde. Wer mag, kann auch im Clubraum essen oder dort einfach einen Drink nehmen – vor allem an Schlechtwetter-Tagen strahlt dieser Raum mit seinen warmen und gemütlichen Farben und dem Kamin behagliche Wärme aus. Und so kann man bei dem ein oder anderen Glässchen oder Heissgetränk eine traumhafte Golfrunde Revue passieren lassen.