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Neubauten und -eröffnungen von Golfanlagen in Europa sind aktuell eher selten. Aber wie immer gibt es Ausnahmen – und manche dieser Ausnahmen belegen, dass einzigartige Konzepte auch in anspruchsvollen Zeiten in der Lage sind, einen Markt zu erobern. 2016 trafen wir den US-amerikanischen Golfplatz-Stararchitekten Kyle Phillips zu einem Interview. Phillips schlug ein Treffen in den Niederlanden vor, wo er gerade in Cromvoirt in Nord-Brabant nahe der Stadt ’s Hertogenbosch sowie der deutschen und belgischen Grenze, einen neuen Golfplatz baute. Der Kopf hinter dem Projekt ist der Niederländer Robert van der Wallen, ein erfolgreicher Unternehmer und Eigentümer von Brand Loyalty International BV, einem Weltmarktführer bei Kundenbindungsprogrammen für den Handel. Die klare Ausrichtung auf Markenbildung und Kundenerlebnis prägt auch seinen ersten Golfplatz in Cromvoirt, der unter der Marke „Bernardus – Golf & Memories” betrieben wird. Interessanterweise steht der Name Bernardus weder in direktem Bezug zur Familie van der Wallen noch zum Standort: er leitet sich aus einer anderen Geschäftsaktivität van der Wallens ab. Hier kommt der niederländische Unternehmer und frühere Rennfahrer Bernardus Pon Junior ins Spiel. Pons Vater war ein sehr erfolgreicher Autohändler, er führte die Marke Volkswagen in den USA ein und gilt als Vater des berühmten Volkswagen T1 Bulli. Bernardus, sein Sohn, war erfolgreicher Pilot im Porsche Renn-Team. 1992 gründete er in den Carmel Mountains, Kalifornien, sein eigenes Weingut: die Bernardus Winery. Dort traf er Robert van der Wallen und beide entdeckten, dass sie viele gemeinsame Leidenschaften teilten. Nach Pons Tod 2019 wurde van der Wallen Eigentümer der Bernardus Winery, um Pons Vision weiterleben zu lassen. Mit der Eröffnung des Golfclubs 2016 übertrug er den Namen Bernardus auch auf die Golfanlage – nicht zuletzt, um seinen Landsmann zu ehren.
Bernardus Golf umfasst einen 18 Loch Championship Course, ein Gym, ein Spa, einen beheizten Außenpool, einen Tennisplatz sowie eine Lodge mit acht Zimmern. Anders als bei vielen Golfanlagen werden Gäste nicht auf Basis des typischen Greenfee-Konzepts begrüßt: Bernardus kennt nur Mitglieder – entweder für einen längeren Mitgliedszeitraum oder, was häufiger vorkommt, für einen Tag. Ebenfalls sehr angenehm: Wenn ein Tagesmitglied von einem Partner begleitet wird, der kein Golf spielt, können sie ohne Aufpreis sämtliche Einrichtungen unserer Anlage nutzen. Der Platz aus der Feder von Kyle Phillips hat sich schnell einen ausgezeichneten Ruf erarbeitet und wird- abhängig vom weiteren Saisonverlauf der diesjährigen European Tour – die KLM Open von 2020 bis 2022 beheimaten. Der Platz, ein Par 72, bietet insgesamt sechs Teeboxen pro Bahn – allerdings sind die beiden hinteren Abschlägen eher den Profis und Top-Amateuren vorbehalten, so dass die Scorekarten nur die vier vorderen Abschläge ausweisen. Diese sind übrigens nicht nach Farben differenziert, sondern – wie in Skandinavien – nach Nummern. Diese Zahlen stehen für die Gesamtlänge des Platzes, der sich somit auf 4.700 bis 5.996 Meter für „Normalgolfer“ addiert. Das US-Portal golf.com empfiehlt übrigens, für die Wahl der richtigen Teebox die Schlagweite mit einem Eisen 5 mit 36 zu multiplizieren – wer also von den hinteren 60er Tees spielen möchte, sollte das Eisen 5 mindestens 167 Meter weit schlagen. Die 18 Bahnen verteilen sich auf drei Bereiche, die leicht voneinander getrennt sind: die Bahnen 1, 9, 17 und 18 befinden sich im Bereich des Clubhauses, die Bahnen 2 bis 8 sind dahinter gebaut, quasi rund um einen großen See, der bei etlichen Bahnen ins Spiel kommt. Die Bahnen 10 bis 16 befinden sich rechts des Clubhauses im dritten Segment.
Den Auftakt macht ein gerades, bis zu 360 Meter langes Par 4. Und gleich zu Beginn wird klar: dieser Platz ist anspruchsvoll! Denn ebene Fairways gibt es genauso wenig wie flache Grüns, zudem kommen auf dem Links-ähnlichen Platz immer wieder Wasser und ausgedehnte Roughzonen sowie strategisch exzellent platzierte Bunker ins Spiel. An Bahn 1 sollte man den Teeshot daher so wählen, dass man circa 140 Meter zur Fahne behält, dort ist die Drivelandezone am größten – und am besten zielt man Mitte Bahn. Das Grün streckt sich leicht von links nach rechts hinten, von rechts hinten fällt das Grün leicht nach vorne ab – dafür ist es jedoch Bunker-frei. Dann folgt bereits eine der schönsten und anspruchsvollsten Bahnen, das bis zu 356 Meter lange Par 4. Vom Abschlag geht es zunächst über Wasser geradeaus. Links verläuft ein Bach, der rund 100 Meter vor dem Grün auf die rechte Seite wechselt – Longhitter sollten dies beachten. Das Grün, das leicht von links nach rechts hängt, spielt man am besten über die linke Seite an, denn rechts lauern zwei tückische Bunker. Bahn drei ist ein nur 290 Meter kurzes Par 4. Der Baum rechts der Abschläge kommt nur ins Spiel, wenn man sehr weit rechts aufteet und zudem einen deutlichen Draw versucht. Wer zum Driver greift, sollte auf den Mitte Fairway positionierten Bunker in der Drivelandezone achten. Sicherer ist es meist, nur das kleine Holz oder ein mittleres oder langes Eisen zu nehmen und einen etwas längeren zweiten Schlag zu akzeptieren. Zudem sollte man beim stark ondulierten Grün die beiden Bunker vorne rechts und hinten beachten. Nun folgt das erste Par 5 mit maximal 470 Metern. Vor allem auf der rechten Seite lauern einige Fairwaybunker, daher sollte man den Teeshot eher links anhalten. Insgesamt vier weitere Bunker lauern dann auf dem Weg zur Fahne. Vor dem Grün bildet die Bahn eine kleine Welle aus, von der die Bälle meist auf das Grün rollen – man sollte jedoch die beiden Bunker vorne und rechts des Grüns meiden, da ihre hohen Kanten einen sehr guten Bunkerschlag erfordern. Wie leicht sich Bahn 5, ein gerades Par 4 mit bis zu 367 Metern spielt, hängt nicht zuletzt vom Wind ab – bei Gegenwind ist die Bahn deutlich schwieriger. Vor allem Longhitter sollten die in Hügel eingebetteten Fairwaybunker rechts beachten. Ansonsten sorgt das sehr wellige Fairway dafür, dass mancher Ball am Ende nicht dort liegt, wo er aufgekommen ist. Beim Schlag ins Grün sollte man nicht zu kurz bleiben, der mächtige Bunker auf der rechten Grünseite ist alles andere als leicht zu spielen. Das erste Par 3 an Bahn 6 ist bis zu 169 Meter lang. Vom Tee geht es über dichtes Rough zum langgezogenen Grün, links drohen zwei Bunker. Das Grün hängt von hinten nach vorne und weist im hinteren Bereich zudem eine mittige Senke auf – selbst bei gelungenem Teeshot ist das Par hier noch nicht sicher! Dann folgt direkt das zweite Par 5 mit bis zu 473 Metern. Vom Tee verläuft die Bahn zunächst geradeaus, der mächtige Fairwaybunker rechts zieht viele Bälle magisch an. Rund 200 Meter vor dem Grün wird das Fairway durch eine Roughzone unterbrochen, die man möglichst überspielen sollte. Danach wendet sich die Bahn in weitem Bogen nach rechts Richtung Grün, zudem ist nun bis zur Fahne rechts Wasser im Spiel. Knapp 60 Meter vor dem Grün kommt rechts erneut ein riesiger Bunker hinzu, der aber durchaus auch hilft, zu weit nach rechts gespielte Bälle vor dem Wasser zu retten. Das erneut sehr wellige Grün erfordert zwei konzentrierte Putts. Das zweite Par 3 ist zwar nur maximal 126 Meter lang, dafür geht es vom Tee bis zum Grün über Wasser! Das Grün ist äußerst anspruchsvoll und fällt nach allen Seiten ab. Besonders knifflig wird es, wenn der Ball in den Bunker hinter dem Grün rollt und man den Bunkerschlag Richtung Wasser ausführt oder wenn der Ball links die Senke hinterrollt und vor allem bei links gesteckter Fahne einen anspruchsvollen zweiten Schlag verspricht. Nun geht es, vorbei an einem Halfway-Wagen mit Snacks und Getränken, zurück Richtung Clubhaus. Das bis zu 359 Meter lange Par 4 führt kerzengerade Richtung Grün – aber rund 30 Meter vor dem Grün quert ein Wasserhindernis die Bahn, zwei hohe Bäume links können ins Spiel kommen, wenn der Teeshot zu weit nach links ging. Zwei kleine Brücken führen zum Grün, wo zum Abschluss der Front Nine noch mindestens ein anspruchsvoller Putt wartet.
Weiter geht es links der neunten Bahn, ein maximal 312 Meter kurzes Par 4 steht an. Im letzten Drittel wendet sich die Bahn leicht nach links. Her reicht ein langes Eisen oder kleines Holz vom Tee, das Fairway ist jedoch extrem onduliert, zahlreiche Bunker säumen den Weg zur Fahne. Das Grün hängt zudem von links nach rechts – eine kurze, aber keineswegs einfache Bahn. Auch Bahn 11 ist ein Par 4, allerdings mit bis zu 377 Metern Länge. Bei rund 130 Metern vor dem Grün beginnt eine kleine Rough-Zone, Fadespieler sollten zudem auf die Bäume links der Abschläge achten. Zum Grün dreht die Bahn leicht nach links, zudem blockiert ein mächtiger Bunker vor dem Grün den einfachen Zugang zur Fahne. Das erste Par 5 der Back Nine misst 449 Meter, das Fairway verläuft in sanften Schlangenlinie zum Grün. Vom Tee hält man sich zunächst am besten leicht rechts. Da beide Seiten vor dem Grün mit großen Bunkern versehen sind, bleibt nur eine schmale Gasse – am besten spielt man die Fahne daher hoch an. Allerdings sollte man berücksichtigen, dass das Grün nach links und nach vorne abfällt. Auf dem Weg zum 13. Abschlag kann man sich die Bahn direkt ansehen. Das maximal 154 Meter lange Par 3 ist ideal für Draw-Spieler – aber schwierig für Fader. Die rechte Seite der Bahn wird von einem langen, flachen Bunker begrenzt, das erinnert ein wenig an Yas Links, einen weiteren Platz aus der Feder von Kyle Phillips. Auch das Grün fällt nach rechts in Richtung des Bunkers ab. Das bis zu 333 Meter lange Par 4 an Bahn 14 ist so etwas wie die Antwort der Back Nine auf die zweite Bahn der Front Nine. Hier gilt vom Abschlag bis zur Fahne: nicht zu weit nach links spielen – denn dort lauern Bunker und Wasser. Kurz vor dem Grün wendet sich das Wasser von links nach rechts und unterbricht die Spielbahn – ein tolles Design, das gutes Course Management belohnt. Nun folgen zwei Par 4, die parallel verlaufen. Das erste ist bis zu 401 Meter lang, Bahn 16 kommt auf 386 Meter. Während an Bahn 15 beiderseits Bunker auf die Bälle lauern, verläuft die 16. Bahn leicht S-förmig zum Grün, so dass man vom Tee besser die linke Fairwayseite anspielen sollte. Nun geht es wieder zum Hauptbereich der Anlage – es wartet das Signature Hole an Bahn 17. Das bis zu 137 Meter kurze Par 3 erfordert einen präzisen, hohen Abschlag. Links grenzt Wasser an Bahn und Grün, rechts lauert dichtes Rough. Das Grün hängt Richtung Wasser, man sollte daher nicht zu weit nach links spielen. Drei mächtige Bunker rechts und hinter dem Grün stoppen zu lang geratene Bälle. Mit einem anspruchsvollen Par 5 mit bis zu 477 Metern geht es zurück zum Clubhaus. Über einen Wasserlauf, der das Fairway quert und danach die Bahn auf der rechten Seite begleitet, geht es los. In der Drivelandezone lauern große Bunker auf beiden Seiten. Zudem hängt das Fairway nach rechts, also Richtung Wasser. Auch im Bereich des Lay-ups lauert rechts ein langgezogener Bunker. Beim Schlag ins Grün sollte man beachten, dass dieses quer angelegt ist und zudem der Wasserlauf nun wieder nach links wechselt und damit das Grün vom Fairway trennt – hier ist Spin wichtig, damit der Ball möglichst schnell hält. Mit Blick auf die Kirche von Cromvoirt oder das Clubhaus kann man die Bahn meist mit zwei Putts abschließen.
Nach der Runde kann man die große Clubhaus-Terrasse und die ausgezeichneten Speisen dort genießen. Das Bernardus Café bietet eine große Auswahl an Speisen und Getränken. Natürlich wird dort auch der hauseigene, kalifornische Wein ausgeschenkt – zudem kann man diesen im Pro-Shop erwerben. Wer sich abends etwas Besonderes gönnen möchte, sollte einen Tisch im Sterne-dekorierten Restaurant Noble Kitchen buchen. Ein fantastische Mischung aus moderner und asiatischer Küche wartet auf die Gäste, man kann entweder sein Menü aus den verschiedenen Speisen selbst zusammenstellen oder genießt das Tagesmenü – wir fanden das Menü vorzüglich!
Wer das gesamte Angebot der Tages-Mitgliedschaft nutzen möchte, sollte entweder gleich früh morgens aufteen – oder am besten mit einer Übernachtung kombinieren. Die 8 Zimmer der Lodge auf dem Gelände (ein Shuttle-Service sorgt für den bequemen Transfer zwischen Lodge und Clubhaus) sind sehr geräumig und geschmackvoll eingerichtet. Dort liegt auch der beheizte Pool. Wer noch weiter trainieren möchte, kann das hochwertig ausgestattete Gym nutzen – und zur Entspannung stehen Sauna und Dampfbad bereit, wahlweise nach Geschlechtern getrennt (in den Umkleiden im Clubhaus) oder gemischt (im Untergeschoss des Spa).
Bernardus nutzt den Claim „Golf & Memories“ – und dies ist keineswegs übertrieben! Das Konzept der Mitgliedschaft für einen Tag überzeugt, alle Bereiche halten das extrem hohe Niveau des Platzes mühelos. Damit eignet sich Bernardus auch perfekt für einen Wochenend-Trip – denn ein Besuch hier ist keine reine Golfrunde, sondern stets ein Mini-Urlaub mit sehr hohem Spaß-, Genuss und Erholungsfaktor.