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Eine Runde im siebtältesten Golfclub der Welt
Keine Frage, Golf in Schottland bietet Tradition wie kaum eine andere Golfdestination. Knapp eine halbe Stunde südlich von St. Andrews lädt mit der Crail Golfing Society der siebtälteste Golfclub der Welt zu einer Runde ein – wahlweise auf dem traditionellen Balcomie Links, der maßgeblich von Old Tom Morris gestaltet wurde, oder auf dem modernen Gil Hanse designten Craighead Links.
Für unsere Runde wählten wir den Balcomie, da er einfach besser zur Historie dieses Clubs passt. Die Besonderheit des Balcomie Links ist seine Lage unmittelbar am Meer – keine schützenden Dünen zwischen Golfplatz und Meer, vor allem die ersten fünf Bahnen sowie einige Bahnen der Back Nine sind dem Angriff des Windes voll ausgesetzt. Wie leicht sich der Platz spielt, hängt daher entscheidend von den Windverhältnissen am Spieltag ab. Für unsere Runde galt: Sonne pur, aber deutlich spürbarer Wind, und zwar anlandig. Das spürt man dann direkt an der ersten Bahn, einem eher kurzen Par 4, das sich bei Gegenwind aber dann doch wie ein normal langes Par 4 spielt. Der Teeshot geht nach unten, man sollte vor allem nicht zu sehr rechts anhalten, hier wartet das Meer auf geslicete Bälle. Bahn 2, ein bis zu rund 450 Meter langes Par 5, bietet einen Abschlag fast direkt am Meer und eine recht enge Drivelandezone. Je nach Balllage muss der zweite Schlag blind ausgeführt werden. An der 3 wartet das erste Par 3 des Platzes. Auch hier spielt man quasi parallel zum Meer, so dass der Schlag stark vom Wind beeinflusst wird. Das Grün liegt leicht unterhalb, von links kann man sich das nach rechts abfallende Grün zu Nutze machen. Der vierte Abschlag ist spektakulär, wird er doch über die Bucht ausgeführt. Das Par 4 Dogleg rechts ist zwar erneut eher kurz (maximal 320 Meter), jedoch landen unpräzise Teeshots entweder in der Bucht oder im Rough am Hügel links des Fairways. Dann wird es richtig herausfordernd: Hell’s Hole heisst das fast 400 Meter lange Par 4 Dogleg an der fünften Bahn. Auch hier lauert rechts wieder das Meer auf verzogene Bälle. Hat man diese Aufgabe gemeistert, ist das folgende lange Par 3 fast schon entspannend. Nun spielt man in die Gegenrichtung der vorherigen Bahn, dies sollte vor allem bei Wind bei der Schlägerwahl gut berücksichtigt werden. Die Bahn ist sehr fair, man sollte nur nicht zu lange schlagen, sonst landet der Ball im dicht bewachsenen Hügel hinter dem Grün. Bahn 7, ein weiteres Par 4 mit leichtem Dogleg rechts, bietet einen erhöhten Abschlag, das Grün liegt jedoch auf Höhe der bisherigen Spielbahn. Vor allem bei Rückenwind reicht hier ein Abschlag mit einem mittellangen Eisen. Bahn 8, eines der längeren Par 4s der Anlage, wartet mit einer weiteren Besonderheit auf: einem Doppelgrün. Daher sollte man unbedingt die korrekte Fahne anspielen. Den Abschluss der Front Nine bildet ein eher kurzes Par 4, dessen Grün jedoch zur rechten Seite durch eine Ausgrenze und zur linken Seite durch teils mächtige Grünbunker sehr gut verteidigt wird.
Die 10 führt die Golfer ein wenig bergauf Richtung Clubhaus, das Grün des eher kurzen Par 4s ist leicht nach rechts versetzt – hier sollte man aufgrund des Höhenunterschieds in jedem Fall ein Eisen mehr für die Annäherung nehmen. Weiter geht es mit dem zweiten Par 5, bis zu rund 450 Meter lang. Ohne Gegenwind kann man hier durchaus mit dem zweiten Schlag das Grün erreichen. Danach folgt die längste Bahn des Platzes, ein bis zu rund 470 Meter langes Par 5. Sie bietet eine zusätzliche Schwierigkeit durch den auf kaum einem schottischen Linkscourse fehlenden Burn, einem kleinen Bach, der für viele Spieler auf Höhe des zweiten Schlages das Fairway frontal teilt. Das folgende Par 3 an der 13 ist nicht umsonst die drittschwerste Bahn des Platzes. Das liegt zum einen an der Länge von bis zu gut 190 Metern, zum anderen am deutlich erhöhten Grün, das zudem stark onduliert ist. Nun ist man wieder auf Höhe des Clubhauses angekommen, doch das ändert sich bereits an der 14 wieder. Das nur gut 130 Meter lange Par 3 hat einige Tücken: den Gegenwind vom Meer, das deutlich tiefer liegende Grün sowie ein großer frontaler Grünbunker und mehrere kleinere Grünbunker. Trotzdem, alleine die Aussicht am Abschlag ist grandios und lässt den Score ein wenig in den Hintergrund rücken. Trotzdem: ein Par ist möglich, wenn die Schlaglänge vom Tee stimmt. Auf dem Weg zum nächsten Abschlag kommt man an einer kleinen Höhle vorbei, in der einer Legende zufolge König Konstantin I. von Schottland 874 von dänischen Wikinger getötet wurde. Bahn 15 ist das kürzeste Par 4 der Anlage und lädt dazu ein, das Grün direkt vom Tee anzugreifen. Die rechte Seite sollte man vermeiden, hier erwartet das Meer gehookte Bälle. Das Grün wird allerdings auf der rechten Seite durch 3 Bunker geschützt - trotzdem, eine sehr gute Birdiechance für viele Golfer. Die 16 ist ein weiteres Par 3, dessen Grün deutlich erhöht ist und so einen fast schon blinden Teeshot erfordert – zumindest sieht man seinen Ball meist nicht genau landen. Zudem wird das Grün nahezu rundherum durch dichte Büsche geschützt, der Abschlag sollte daher am besten einfach Mitte Grün gespielt werden. Bahn 17 trägt den gleichen Namen wie die entsprechenden Bahn auf dem Old Course in St. Andrews: „Road Hole“ – wer hier wohl bei wem kopiert hat? Das über 420 Meter lange Par 4 erfordert einen ordentlichen Drive, noch dazu warten zahlreiche Fairwaybunker auf die Teeshots. Den Abschluss bildet ein langes Par 3 mit bis zu 185 Metern, dessen Abschlag auf einem Hügel oberhalb des 17. Grüns liegt. Rechts lauern viele Büsche und ein Grünbunker direkt vor dem Ziel, die linke Grünseite wird durch weitere Bunker gut geschützt. Hat man auch diese Bahn erfolgreich absolviert, wartet ein kurzer, aber steiler Weg zurück zum Clubhaus – und dort kann man sich dann für seine Runde belohnen.
Der Balcomie Links ist ein Golfplatz, der Spass macht. Sofern der Wind das Spiel nicht zu sehr beeinträchtigt, ist der Platz für Golfer aller Spielstärken bestens geeignet. Das Personal ist sehr freundlich und hilfsbereit, sowohl im Proshop als auch im Clubhaus. Auch mit Hickory-Schlägern ist eine Runde hier stets empfehlenswert. Besonders schön ist eine Runde mit Caddie, da diese auch viel zur Historie und zur Umgebung erläutern können – und natürlich auch das eigene Spiel erleichtern. Das Greenfee liegt (Stand: August 2017) für diesen Platz bei 47 – 85 GBP je nach Wochentag und Saison, es gibt auch Kombi-Tagestickets für beide Plätze der Anlage. Vor allem für Golfer, die einige der anspruchsvolleren Plätze rund um St. Andrews spielen wollen, ist Balcomie die perfekte Vorbereitung. Seine exponierte Lage am Meer, vor allem auf den ersten fünf Bahnen sowie an der 14, sorgen für ein Golferlebnis par excellence!