Google Translate - show content in different language

Click on the dropdown button to translate.

Translate this page:

You can translate the content of this page by selecting a language in the select box.

White Island - auf dem Rücken eines noch immer aktiven Vulkans!

Kaum ein Land der südlichen Hemisphäre wird so stark vom Vulkanismus geprägt wie Neuseeland. Einer der am besten zugänglichen Vulkane ist White Island, das man vom östlich, zu Beginn der oberen Hälfte der Nordinsel gelegenen Ort Whakatane erreichen kann. White Island ist ein aktiver Vulkan, der entweder mit modernen Ausflugsbooten oder per Helikopter erreicht werden kann. Die Vulkaninsel – genau genommen handelt es sich darum um den über den Meeresspiegel hinausragenden Teil des Vulkans – liegt rund 50 Kilometer vor der Küste.

 

Und genau diese Insel hat dafür gesorgt, dass wir zum allerersten Mal mit uns gerungen haben, ob wir diesen Reisebericht veröffentlichen sollen oder nicht. Dazu ein kleiner Blick zurück: unsere Reiseroute führte uns genau am 06. Dezember 2019 nach White Island. Es war ein wunderschöner Tag, das Meer war verhältnismäßig ruhig (einige wenige Passagiere hatten dennoch mit der Seekrankheit zu kämpfen) und wir konnten zahlreiche Delfine und Wale auf dem Hinweg nach White Island bewundern. Auch der Landgang auf die Insel funktionierte problemlos und hinterliess beeindruckende Erlebnisse. Doch am 09. Dezember 2019, exakt um 14:11 Uhr, entschloss sich der Vulkan, seine grimmige Seite zu zeigen: ein Ausbruch kostete mehrere Touristen und Guides das Leben. Und aktuell werden daher keine Touren nach White Island mehr angeboten. Soll man daher angesichts dieser Tragik trotzdem einen Bericht dazu verfassen? Wir meinen ja – denn was dort am 09.12. geschah, war in der Tat ein klassisches Unglück. Dazu einige Hintergrundinformationen: die Touren per Schiff werden von White Island Tours, einem ortsansässigen Anbieter aus Whakatane, durchgeführt. Jeder Gast, der auf die Insel geht, erhält einen Bauhelm als Schutz und eine Gasmaske. Der Vulkanexplosivitätsindex VEI lag bei 2, was mäßige Aktivitäten bedeutet. Der Vulkan wird kontinuierlich durch seismologische Messgeräte und Kameras überwacht. Vor jeder Tour geht zunächst ein Guide voran und prüft die Sicherheitslage. All dies geschah auch am 09.12. – doch White Island ist ein Schicht- bzw. Stratovulkan, deren Ausbrüche – im Unterschied beispielsweise zu den Vulkanen auf Hawaii – keine langsam fließende Lava hervorbringen, sonst meist explosionsartig verlaufen. Die Touren von White Island fanden jeweils morgens und nachmittags statt – an sich hätte daher um 14:11 Uhr kein Gast auf White Island seien sollen: die Morgentour war bereits wieder auf dem Rückweg, die Nachmittagstour noch nicht angekommen. Doch ausgerechnet an diesem Tag gab es für Gäste eines Kreuzfahrtschiffes eine Sondertour, die ausgerechnet zum Zeitpunkt der Eruption auf der Insel war. Seitdem gab es keine weiteren Explosionen und Ausbrüche des Vulkans – und das beherzte Eingreifen der Crew von White Island Tours und einiger Helikopter-Piloten hat mit Sicherheit weitere Opfer verhindert.

 

Derzeit ist die Insel nicht zugänglich, White Island Tours bietet (Stand: Januar 2020) nur Touren zur näher gelegenen Moutohorā/Whale Island an. Ob und wann die Touren wieder aufgenommen werden, ist derzeit nicht absehbar. Dennoch: das Erlebnis, einen aktiven Vulkan zu besichtigen, wird immer mit einem Restrisiko verbunden bleiben. Das gilt für alle Vulkane weltweit – auch für den Vesuv oder Stromboli in Europa oder den Kilauea auf Hawaii. Wir hatten das Glück, diese Tour unbeschadet zu überstehen – denn nichts anderes war es: Glück. Und genau deshalb möchten wir die Eindrücke von dieser Tour auch an dieser Stelle teilen – und damit auch der zahlreichen Opfer gedenken, die nicht so viel Glück hatten bei ihrem Ausflug.

 

Die Bootsfahrt von Whakatane dauert je nach Seegang zwischen 80 und 90 Minuten. Vor der Insel angekommen, geht das Boot vor Anker. Der Landgang erfolgt mit kleinen Zodiacs. Als Anlegestelle werden Reste der alten Schwefelmine genutzt, die heute längst nicht mehr in Betrieb ist. Von der Anlegestelle aus geht es zu Fuß auf eine rund anderthalbstündige Tour über die Insel. 

 

Schon von der Anlegestelle aus erkennt man die typische Kegelform des Vulkans, man läuft quasi durch eine Caldera. Die Wege sind sehr gut markiert, die Gäste werden in mehrere Kleingruppen aufteilt, die jeweils von einem bis zwei Guides begleitet werden. Entlang der Wege kann man die zahlreichen Farben erkennen, welche die Wände zieren. Sie geben Aufschluss über das Gestein und die eingebundenen Metalle – je roter der Fels schimmert, umso mehr Eisen ist dort enthalten. Nach knapp einer halben Stunde nähert man sich dem Kratersee – und direkt davor einem deutlich sichtbaren, gelb eingefärbtem Schwefelgebiet. Noch immer bläst der Vulkan hier heiße und wenig wohlriechende Dämpfe heraus, der Schwefel lagert sich links und rechts dieser Austrittsstellen ab. 

 

Dann geht es leicht bergauf zum Uferrand des Kratersees, der in einem ganz eigenen Grünton schimmert. „Verglichen mit dem Säuregehalt dieses Sees ist eine Autobatterie geradezu Limonade“, warnt unser Guide davor, zu nah ans Ufer heranzutreten. Und ein Geysir in der Mitte des hinteren Ufers spuckt eifrig Wasser und Gestein in die Luft. 

 

Anschließend geht es wieder zurück Richtung Bootsanlegestelle. Vorher besichtigt man jedoch noch die Überreste der alten Schwefelmine – der Zahn der Zeit und der Schwefel haben die alten Gebäude und Maschinen teils bizarr verändert. Und noch eines sollte man sich hier vor Augen halten: im den alten Steingebäude steht man nicht auf ebenem Grund, sondern auf dem Schutt früherer Eruptionen seit den 1930er Jahren auf Höhe des ersten Stockwerks!

 

Nach dem Rundgang geht es dann per Zodiac wieder zurück zum Boot, wo ein Mittagssnack auf die Gäste wartet. In weiteren 80 bis 90 Minuten bringt das Boot die Gäste dann wieder in den Hafen von Whakatane. Für Freunde Irlands und des irischen Guinness bietet die Stadt eine schöne Überraschung: es gibt einen authentischen Irish Pub mit Guinness vom Fass! Weiter weg vom Stammhaus kann man wohl kaum einen Pint genießen – und siehe da: er schmeckt auch am anderen Ende der Welt ausgezeichnet!

 

Druckversion | Sitemap
© 2020 by keep-golfing. com, powered by MC Management Consulting GmbH