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Auf den Spuren von Old Tom Morris

Musselburgh, St. Andrews, Prestwick und Turnberry

Schottland liegt nördlich von Deutschland – und damit hält sich hartnäckig die Meinung, dass es gegen Ende des Winters in Schottland noch deutlich kälter sei als in Deutschland. Doch gerade der Süden und die Mitte des Landes, insbesondere die Region um Edinburgh, liegt in einem eher warmen Luftstrom und bietet daher meist mildes Klima. Gelegenheit für uns also, im März 2015 ein weiteres Mal in das Mutterland des Golfsports zu reisen. Die Mission: ein bisschen auf den Spuren von Old Tom Morris zu wandeln und die drei Ursprungsorte der Open Championship, die in Deutschland oft auch British Open genannt wird, zu besuchen. So ging es Anfang März ab auf die Insel. Unser Wettgespür hatte uns nicht betrogen: direkt bei der Landung in Edinburgh erwartete uns Sonnenschein, und so konnten wir schon während des Landeanflugs die erste Station unserer Tour aus der Luft bewundern: Musselburgh. 

 

Doch bevor es auf den Golfplatz ging, stand zunächst ein wenig Kultur auf dem Programm. Rund 20 Autominuten vom Flughafen Edinburgh entfernt liegt Rosslyn Chapel. Ihr Bau geht auf das 15. Jahrhundert zurück, unter Cromwell wurde sie gar als Kaserne für Soldaten genutzt. Auf Anregung von Königin Victoria 1847 wurde die Kapelle renoviert und kann heute besichtigt werden (Eintrittspreis ca. 9 GBP; Stand: März 2015). Immer wieder wird die reich verzierte, ornament-beladene Kapelle mit den Tempelrittern in Verbindung gebracht. Neue Berühmtheit erlangte sie weltweit durch Dan Brown’s Buch „Sakrileg – Der daVinci Code“. Wir haben zwar bei unserem Besuch weder die schottischen Kronjuwelen noch den Schatz der Templer und den Heiligen Gral gefunden – einen Besuch ist diese fantastische Kapelle mit ihren Verzierungen dennoch in jedem Fall wert!

Musselburgh Links, The Old Course, gilt als der älteste, heute noch spielbare Golfplatz der Welt! Der 9-Loch-Platz befindet sich inmitten einer Pferderennbahn – eine noch heute anzutreffende Kombination, die auch der Abu Dhabi City Golf Club aufweist. Es wird davon ausgegangen, dass die schottische Königin Maria Stuart hier bereits 1567 aufteete, offiziell belegt ist das Golfspiel seit 1672. Musselburgh war über viele Jahre die Heimat der „Honourable Company of Edinburgh Golfers“, bevor diese ihren Sitz nach Muirfield verlagerte. Im 19. Jahrhundert war Musselburgh Teil der ursprünglichen Rota der Open Championship – was heute für eine 9-Loch-Anlage kaum vorstellbar ist. Im Wechsel mit dem Geburtsort der Open, Prestwick, und dem Old Course in St. Andrews wurde hier zwischen 1874 und 1889 sechs Mal der Champion Golfer of the Year ausgespielt. Auch die frühe Geschichte des Golfsports wurde von Männern aus Musselburgh geprägt. Beispielhaft seien nur Fiery (der mit bürgerlichem Namen John Carrey hierss), der legendäre Caddie von Willie Park Jr., und die Dunn-Zwillinge genannt. Auch heute noch ist Musselburgh ein durchaus lohnenswerter Golfplatz, vor allem als Einstieg in einen Golfurlaub aufgrund seiner Nähe zum Flughafen. Auch die Greenfees sind mit 13,90 GBP wochentags und 14,90 GBP am Wochenende mehr als fair für 9 Loch, Senioren und Kinder erhalten Ermässigungen (Stand: März 2015). Wer möchte, kann das historische Flair noch steigern und sich im Club für die Runde Hickory-Schläger ausleihen (ca. 35 GBP) – dann ist das Spiel wie zu den Urzeiten der Open perfekt!

 

Bereits der 1. Abschlag ist aussergewöhnlich: man schlägt von weiss direkt neben dem Clubhaus über die Rennbahn zum ersten Grün – immerhin gleich zu Beginn ein fast 220m langer Par 3-Tester. Wer sanfter einsteigen möchte, wählt die Abschläge gelb oder rot und verkürzt so auf gut 130 Meter. Die Bahnen 2 und 3 ziehen sich entlang der Innenbahn des Pferdeparcours und bieten alles, was man von Linksgolf erwarten darf: breite Fairways, Topfbunker und Büsche. An Loch 4, einem Par 4, spielt man aus dem Innenteil der Rennbahn über diese hinweg in Richtung eines Pubs – schade nur, dass der Pub kein Fenster zum Golfplatz hin hat, sonst könnte man hier ein landestypisches Halfway abhalten. Auch die Bahn 5, ein Par 3, wird ausserhalb der Rennbahn gespielt, bevor es an Bahn 6 wieder, über die Rennbahn hinweg, in den Innenbereich geht. Hier sollte man vor allem darauf achten, dass man die Grünbunker bei der Annäherung vermeidet. Bahn 7 ist mit rund 430 Metern von allen Abschlägen die längste Bahn des Platzes und gleichzeitig das einzige Par 5. Sofern kein starker Gegenwind herrscht, bietet sich hier eine gute Birdiechance. Loch 8 ist mit über 200 Metern Länge ein weiteres anspruchsvolles Par 3, bevor es mit der neunten Bahn, einem leichten Dogleg links, wieder Richtung Clubhaus geht. Da man entlang der Rennbahn-Innenseite spielt und das Dogleg in der Kurve der Rennbahn beginnt, sollte man hier vermeiden, zu weit nach rechts zu spielen. Insgesamt neun Bunker erfordern zudem volle Konzentration zum Ende der Runde.

 

Wir haben den Kurs sehr genossen. Er ist für Golfer aller Spielstärken gut zu meistern und mit Ausnahme der 1 und der 8 sind die Bahnen auch eher kurz bis mittellang. Besonders wichtig: selbstverständlich sind auf diesem Golfplatz Hunde angeleint erlaubt. Auch wir haben auf der Runde zahlreiche Golfer und Spaziergänger samt ihren vierbeinigen Freunden erlebt, die offensichtlich genau so wie ihre Besitzer diese schöne und historisch bedeutende Anlage gerne besuchen.

Weiter ging es nach St. Andrews – dem Home of Golf. Wie kaum ein anderer Ort weltweit steht diese Stadt als Synonym für Golf. Zur Einstimmung ging es abends erst einmal ins Jigger Inn, dem inoffiziellen Treffpunkt der Caddies. Das Jigger Inn gehört zum Old Course Hotel und liegt an der 17. Spielbahn. Unsere Empfehlung: die Burger – handgemacht und von ausgewöhnlich guter Qualität, dazu ein oder mehrere Pints und als flüssiges Dessert ein Single Malt, man ist ja schliesslich in Schottland! Nachdem der Old Course bereits auf der letzten Reise auf dem Programm stand, statteten wir ihm dieses Mal nur einen Kurzbesuch ab. Für unsere Übernachtung wählten wir das Macdonald Rusack Hotel, genau gegenüber dem 18. Fairway des Old Courses. Sehr schöne Zimmer (die meist nach bekannten Golfern benannt sind) und auch sonst atmet dieses 4-Sterne-Hotel förmlich Golf. Ein erster Höhepunkt: Frühstück im Rocca-Restaurant, direkt mit Blick auf den Old Course – priceless! 

Dann ging es auf den New Course. Dieser, rechts des Old Course verlaufende Links-Platz wurde unter Federführung von Old Tom Morris 1895 angelegt, um der zunehmenden Nachfrage nach Startzeiten auf dem Old Course eine Erweiterungsmöglichkeit zu bieten. Dadurch hat man auf der Runde auch immer wieder Gelegenheit, das Spiel auf dem Old Course zu beobachten. Auch der New Course bietet Links Golf vom Feinsten, ist nach unserer Einschätzung teils sogar schwerer zu spielen als der Old Course, aber für alle Handicaps offen. Die Runde beginnt mit zwei vergleichsweise einfachen und nicht allzu langen Par 4s, bevor an der 3 das erste Par 5 mit rund 460 Metern von weiss und gelb wartet. Bei diesem leichten Dogleg links kommen sowohl beim Teeshot als auch beim zweiten Schlag immer wieder geschickt platzierte Bunker ins Spiel. Ab hier steigt die Anforderung an die Spieler, denn auch das folgende Par 4, ebenfalls ein leichtes Dogleg links, erfordert präzises Spiel.

 

An der 5 wartet das erste Par 3, man spielt quasi durch eine Gasse mit Büschen. Die nächsten Bahnen erfordern konzentriertes Spiel, da die Fairways oft wellig sind und immer wieder leichte Doglegs auf die Spieler warten. Die 8, das zweite Par 5 mit 440 Metern von weiss, wartet mit zahlreichen, geschickt platzierten Fairwaybunkern auf. Das Grün liegt direkt vor dem Meeressund. Vor allem bei Wind ist dieses Loch eine echte Herausforderung, nicht zuletzt beim Annäherungsschlag. Die 9, ein gut 200 Meter langes Par 3 entlang der Küste, rundet schliesslich die Front Nine eindrucksvoll ab – und auch hier gilt es, den Wind genau in den Schlag einzubeziehen. Wer glaubt, sich nun ausruhen zu können, liegt falsch: die 10, ein langes Par 4 bzw. Par 5 mit bis zu 420 Metern beginnt mit einem fast blinden Abschlag. Etwas ruhiger geht es dann an der 11 zu, einem eher kurzen Par 4, dessen Grün sehr gut durch Bunker verteidigt wird.

 

Die 12 ist das erste Par 5 der Back Nine – und vor allem bei Gegenwind kann man oft froh sein, wenn man die rund 460 Meter von weiss mit dem dritten Schlag überbrückt. An der 13, einem weiteren Par 3, gilt es, das Grün sicher mit dem ersten Schlag anzuspielen. Über die 14 bis 16 geht es zurück Richtung Clubhaus, allesamt faire Bahnen mit teils welligen Fairways. Die 17, erneut ein Par 3, erfordert dann noch einmal einen genauen Teeshot, von weiss sind es gut 200 Meter bis zur Fahne. Auf der 18 sollte man vor allem auf dem Fairway bleiben, möchte man die Bunker auf der linken Seite umgehen – und dann wartet das Swilcan Restaurant als verdientes 19. Loch nach der Runde. Der New Course ist ein wunderschöner Linksplatz, nur eben nicht so berühmt wie sein Nachbar, der Old Course. Dafür ist das Greenfee deutlich günstiger, man bekommt eher auch kurzfristig eine Startzeit und der Platz ist ab Handicap 54 spielbar.

Ein kurzer Abstecher nach der Runde führte uns zur St. Andrews Golf Company, die etwas ausserhalb der Stadt in Largoward liegt. Sie ist der letzte noch verbliebene Schlägerhersteller im Stadtgebiet. Hier gibt es – neben alten Originalschlägern – quasi fabrikneue Oldtimer ab Werk. Das Unternehmen fertig Hickory-Schläger höchster Qualität, unter dem Label Bobby Jones werden auch historische Eisen nachgebaut. Wer mag, kann alle Schläger selbstverständlich im Rahmen eines Custom Fittings genau auf sich anpassen lassen. Und auch ein Rundgang durch die Fertigungshalle ist nach Rücksprache nahezu jederzeit innerhalb der Öffnungszeiten möglich. Wer sich für die Herstellung von Golfschlägern interessiert und schon immer einmal ein hochwertiges Hickory-Produkt erwerben wollte, findet bei Hamish WR Steedman und seinem Team sicherlich das passende Equipment.

Ein besonderes Golferlebnis wartete am nächsten Tag auf uns: wir wechselten von der Ost- an die Westküste, unser Ziel war der ehrwürdige Prestwick Golf Club. Prestwick ist nicht weniger als der Geburtsort der Open Championship. 1851 gegründet, engagierte man direkt niemand geringeren als Old Tom Morris als Keeper of the Green! Damals bot der Platz nur 12 Spielbahnen. 1860 wurde dann die erste Open Championship ausgetragen, in der Folgezeit war der Platz, der später auf 18 Loch erweitert wurde, weitere 23 Mal Austragungsort des berühmten Turniers. 1870 gewann Young Tom Morris die Open zum dritten Mal in Folge und durfte daher die bisherige Trophäe, den Champions Belt, für immer behalten. Er wurde später dem Royal & Ancient Golf Club in St. Andrews vermacht, das Original wird heute im Clubhaus dieses weltbekannten Clubs aufbewahrt. In Prestwick kann man zwei Repliken des Belts bewundern. 1871 fiel die Open übrigens aus, da man noch keine neue Trophäe hatte. Auch der Sieger von 1872 musste noch einige Wochen auf den neuen Preis warten, den Claret Jug. Er wird noch heute an den Sieger dieses Traditionsturniers überreicht. Prestwick zählt leider nicht mehr zu den regelmässig wechselnden Austragungsorten der Open, Rota genannt, da man offensichtlich nicht genügend Platz für Zuschauer auf der Runde bieten kann.

 

Prestwick bietet Links Golf vom Feinsten – und noch dazu in einer Landschaft, die zumindest Nicht-Schotten derart beeindruckt, dass man sich in die Zeit von Old Tom Morris zurück versetzt fühlt. Am meisten Spass macht eine Runde samt Caddie, und unser Caddie Niclas hat die Runde nicht nur mit vielen guten Tipps erleichtert, sondern konnte viel Wissenswertes rund um den Club berichten. Schon die erste Bahn sorgt für Verwirrung: wo soll man hinspielen, und wie vermeidet man die Ausgrenze zur Bahnstrecke auf der rechten Seite? So steht am ersten Tee, sicherlich ungewöhnlich, eine Erklärungstafel, um Neulingen den Einstieg zu erleichtern. Gut 145 Meter carry darf der Teeshot dann sein, damit man überhaupt das Fairway erreicht. Bahn 2 bringt den Golfer zurück in die Komfortzone, ein leicht erhöhter Teeshot führt zur 150 Meter entfernten Fahne, die jedoch zu allen Seiten durch Grünbunker sehr gut verteidigt wird. Wer jetzt denkt, dass es so einfach bleibt, wird gleich an der nächsten Bahn eines Besseren belehrt. Rund 480 Meter vom hinteren Abschlag bedeuten Par 5, rechts lauert entlang der gesamten Spielbahn der Pow Burn und Longhitter laufen Gefahr, die quer liegenden Fairwaybunker zu erwischen. Doch auch danach geht es anspruchsvoll weiter, denn der riesige Cardinal-Bunker, der auf ein kleines Hochplateau für den zweiten Teil der Bahn überleitet, erwartet den Golfball. Wer das Grün mit zwei Schlägen attackieren möchte, braucht also einen sehr guten Teeshot – und keinerlei Gegenwind! Auch an Bahn 4, einem mittellangen Par 4, lauert rechts der Pow Burn. Und dann steht man an der 5, einem Par 3 namens Himalaya. Wer Prestwick zum ersten Mal spielt, wird wohl nach allen Seiten Ausschau halten und das Grün suchen. Die Lösung: hinter dem Pow Burn erhebt sich ein Hügel – und dort oben liegt das Grün! Kein Wunder, dass dieses Loch Berühmtheit erlangt hat. Also, dem Ausrichtungstipp des Caddies folgen, sauber zielen und das Grün blind anspielen. Kleiner Vorteil: man sieht so wenigstens nicht die sechs Grünbunker, welche die Fahne vor allem auf der linken Seite extrem schützen. Hat man seinen Putt erfolgreich versenkt, wird die Glocke geläutet als Signal für die nächste Gruppe, dass das Grün frei ist. Nun geht es auf dem höheren Teil des Platzes weiter. Die Bahnen 6 bis 9 sind faire Par 4s, allerdings werden Fairways und Grüns sehr gut durch Bunker verteidigt. Und bei starkem Wind spielen sich die Bahnen zudem deutlich länger. Da kann schon einmal ein Driver plus langem Eisen für eine Bahn erforderlich werden, die man ohne Wind auch durchaus mit kleinem Holz und Wedge hätte spielen können. 


Eine weitere beeindruckende Bahn ist die 10. Der Teeshot quert den Pow Burn, das Fairway dieser bis zu rund 420 Meter langen Bahn wird durch zahlreiche Fairwaybunker geschützt. Zudem geht die Bahn nach Überquerung des Bachs bergauf. Hat man dann noch Gegenwind, sollte man durchaus bis zu 3 Schlägerlängen mehr kalkulieren. Auch die folgenden Spielbahnen bieten herrliches Links-Golf, an der 13 noch dazu mit einem stark ondulierten Fairway. An Bahn 16, einem eher kurzen Par 4, wartet bei rund 200 Metern vom Tee ein Bunker, der den bezeichnenden Namen „Willie Campbell’s Grave“ trägt. Und auf der rechten Seite des Grüns wartet der riesige Cardinal Bunker auf wagemutige Longhitter und unpräzise Annäherungsschläge. Doch selbst wenn man das Grün erreicht, ist der Zwei-Putt noch nicht sicher: das Grün, das noch heute so gespielt wird wie einst von Tom Morris entworfen, ist sehr hügelig und fällt nach vorne hin ab. Hügelig ist auch das Stichwort für die 17. Spielbahn, The Alps. Nach moderatem Teeshot fragt man sich, wo denn das Grün sei. Denn dieses wird durch einen Hügel verdeckt. Auch hier gibt der Caddie nützliche Tipps zum Anspielen des Grüns. Denn: bleibt der Approach zu kurz, landet der über den Hügel gespielte Ball mit hoher Wahrscheinlichkeit im grossen Grünbunker, der den bezeichnenden Namen Sahara trägt. Über die 18, ein kurzes und recht einfaches Par 4, kehrten wir wieder zum Clubhaus zurück.

 

Das Clubhaus des Prestwick Golf Clubs ist fast schon ein kleines Museum. Zahlreiche Gemälde von Golfern aus dem 19. Jahrhundert werden ebenso gezeigt wie Kopien der Scorekarten von Old und Young Tom Morris und anderen Open-Teilnehmern. Auch der Champions Belt ist als Kopie zu bewundern (einschliesslich der Rechnung für seine ursprüngliche Herstellung). Für einige Räume des Clubhauses gilt eine strenge Kleiderordnung, für Herren sind Krawatte und Sakko Pflicht. Zudem gibt es reine Mitgliedsbereiche, was jedoch in vielen Traditionsclubs auf der Insel üblich ist. Ein besonderer Dank von unserer Seite gilt dem Club Secretary Ken Goodwin. Er führte uns in die Schatzkammer des Clubs: hier werden die Originalscorekarten der Open Championships aufbewahrt. Und so konnten wir noch eine kleine Zeitreise in das 19. Jahrhundert unternehmen und die Original-Scorekarten der Meistergolfer jener Zeit bewundern, darunter das erste bei einem Profiturnier gespielte Hole-in-One (Young Tom Morris, 1868 an der damaligen achten Spielbahn) und die Scorekarte dieses leider viel zu früh verstorbenen Ausnahmetalents bei seinem dritten Open-Sieg in Folge 1870. Allen Golfern, die auf den Spuren von Old Tom Morris wandeln möchten und auch ein wenig schottische Golfgeschichte einatmen möchten, sei eine Runde auf diesem fantastischen Platz ans Herz gelegt – und am besten mit Caddie spielen, denn erstens gehört dies nach unserer Einschätzung einfach zum richtigen Flair auf dieser Anlage dazu und zum zweiten sind die Tipps der Caddies vor allem bei der ersten Runde auf diesem historischen Platz extrem hilfreich. Und noch eine gute Nachricht zum Schluss: auch auf diesem Platz sind Hunde selbstverständlich angeleint erlaubt, viele Clubmitglieder nehmen ihre vierbeinigen Freunde immer wieder mit auf die Runde.


Für unsere Übernachtung wählten wir den Ort Ayr, der zwischen den Golfanlagen von Prestwick, Royal Troon und Turnberry liegt – eine schöne Kleinstadt mit vielen Bed & Breakfast angeboten und zahlreichen Restaurants. Unser Unterkunft, das The Beechwood Guest House (39 Prestwick Rd, Ayr, Ayrshire KA8 8LE) bietet geschmackvoll eingerichtete Einzel-, Doppel- und Familienzimmer zu einem fantastischen Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Gastgeber Shona und David kümmern sich liebevoll um ihre Gäste und haben zahlreiche nützliche Restauranttipps für alle Geschmäcker auf Lager. Unsere Auswahl für die beiden Abende fiel auf Filippo's Bistro/Mancini's Ice Cream in Ayr, ein bisschen Italien mitten in Schottland mit toller Pasta und preisgekröntem Eis, sowie auf das stylische Fischrestaurant Scotts Bar and Restaurant in Troon. David, selbst Golfer, kann zudem viele Tipps zu den Golfplätzen der Gegend bieten und unterstützt auch gerne bei der Startzeitenbuchung.

Der vierte Platz unserer Reise war dann zwar nicht mehr Tom Morris gewidmet, aber ein Monument der Open-Geschichte. Der spektakuläre Ailsa-Platz des Turnberry Resorts war Schauplatz zahlreicher historischer Wettkämpfe. Bereits bei der ersten Austragung in Turnberry 1977 bezwang Tom Watson Jack Nicklaus im historischen „Duel in the Sun“, Greg Norman (1986) und Nick Price (1994) gewannen hier ihre ersten Major-Titel. Und nicht zuletzt das Playoff der Open 2009, bei der Steward Cink Tom Watson erst im Stechen noch abfangen konnte, ist vielen Golffans noch heute in Erinnerung. Ende 2014 wurde das Turnberry Resort von Donald Trump erworben, Anfang 2015 fanden daher zahlreiche Umbaumassnahmen (beispielsweise am Clubhaus) statt. Von Ende September 2015 bis Juni 2016 wird der Ailsa-Platz geschlossen werden, um auch hier Umbaumassnahmen durchzuführen.

 

Wir nutzten somit eine der letzten Gelegenheiten, diesen geschichtsträchtigen Course der Open in seinem zugehörigen Design und Platzzustand zu spielen. Die drei ersten Bahnen sind eher unspektakulär, zeigen jedoch bereits die hervorragende Platzierung der Fairway- und Grünbunker – und es wird schnell deutlich, welch enormen Einfluss der Wind hier auf das Spiel nimmt. Wir erlebten Wind bis 50 Stundenkilometer, sodass die Länge der Drives je nach Windrichtung um 50% variierte. Mit Bahn 4 hat man dann die Küstenlinie erreicht. Das Grün dieses gut 150 Meter langen Par 3s liegt leicht erhöht, links wartet ein kleiner Abhang, rechts ein grosser Grünbunker auf Fehlschläge. Die 5, ein langes Par 4, spielt sich mit Wind erstaunlich gut, man sollte jedoch die beiden linken Grünbunker vermeiden, die wie ein Paar Augen aussehen und förmlich auf unpräzise Approaches lauern. Auch die 6 erfordert volle Konzentration, ist das Par 3 doch nicht nur über 200 Meter lang, sondern wartet auch noch mit einem leicht erhöhten Grün auf. Bahn 7 spielt sich je nach Abschlag als Par 4 oder 5 und erfordert eine gute Länge vom Tee und bei der Annäherung. Von der 8 bietet sich bei gutem Wetter ein schöner Ausblick auf die Insel Arran – und so langsam nähert man sich auch dem optischen Wahrzeichen des Ailsa Courses, dem Leuchtturm.

 

Vom Grün der 8 geht man quasi direkt am steilen Ufer entlang zum nächsten Abschlag, wunderschöne Ausblicke auf den Leuchtturm belohnen diesen kleinen Extraweg. Bahn 10 hat ihre Teebox auf Höhe des Leuchtturms – und wer den hinteren Abschlag wählt, schlägt von einem kleinen Felsvorsprung direkt am Leuchtturm ab. Das lange Par 4 verläuft parallel zur Küste, man sollte also nicht zu weit links zielen. Auch die 11, das folgende Par 3, bietet für Longhitter einen in das Meer hineinreichenden Abschlag. Wieder warten links das Wasser und eine Ausgrenze auf verzogene Teeshots. Die folgenden Bahnen verlaufen etwas mehr im Landesinneren, dennoch ist der Wind auch hier deutlich spürbar. An der 15, einem bis zu 185 Meter langen Par 3, erreicht man wieder die höheren Bereiche des Platzes, was meist noch stärkeren Wind bedeutet – es waren mehrere Versuche erforderlich, bis der Ball endlich auf dem Tee zur Ruhe kam. Die 16, ein leichtes Dogleg rechts, erfordert vor allem einen präzisen Annäherungsschlag, da das Gelände nicht nur hügelig ist, sondern das Grün auch durch einen Bach vom Fairway getrennt wird. Die 17 schliesslich ist ein sehr langes Par 5 mit über 500 Metern vom hinteren Tee, die gesamte Bahn wendet sich sanft nach links. Bei nahezu allen Schlägen warten hervorragend platzierte Fairway- und Grünbunker auf nicht exakte platzierte Bälle.

 

Die 18, die seit 1977 den Namen „Duel in the Sun“ trägt, ist ein vergleichsweise einfaches Par 4 Schlussloch, man sollte jedoch den Drive und die Annäherung nicht nach rechts in die Büsche verziehen. Insgesamt ist Turnberry Ailsa ein fantastischer Platz, der den Charakter, die Natur und die Windabhängigkeit schottischer Linksplätze eindrucksvoll unter Beweis stellt. 

Auf dem Rückweg zum Flughafen nutzen wir die Zeit noch für ein wenig Sightseeing. Nach einem kurzen Abstecher zum Royal Troon Golf Club, in 2016 Austragungsort der Open Championship, gibt es weiter zum nördlich von Glasgow gelegenen Loch Lomond,  einem der bekanntesten und schönsten Feriengebiete Schottlands. Wer mag, kann hier Bootstouren unternehmen, Wandern oder einfach die Landschaft entlang der Küstenstrasse geniessen. Unverzichtbarer Bestandteil jedes Schottland-Aufenthaltes sollte der Besuch einer Whisky-Destillerie sein. Wir entschieden uns für Glengoyle auf halber Strecke zwischen Glasgow und Sterling. Diese Destillerie, eine der wenigen noch tatsächlich in schottischem Besitz befindlichen, bietet eine geografische Besonderheit: während die Brennerei in den Highlands liegt, befindet sich das Lager auf der gegenüber liegenden Strassenseite – und damit in den Lowlands! Bei einer Führung lernt der Besucher die verschiedenen Stufen der Whisky-Erzeugung kennen, nicht ohne gleich zu Beginn einen Schluck dieses Highland-Whiskys geniessen zu dürfen. Der Whisky ist angenehm mild und damit auch für Whisky-Neulinge bestens geeignet, das Aroma ist sehr fein und reich an Fruchtnoten. Wer mag, kann im Distillery-Shop gleich einen Vorrat mit nach Hause nehmen. Vorbei an Sterling Castle, einem der berühmtesten Schlösser des Landes, ging es zurück zum Flughafen. 


Fünf Tage Schottland, 4 Links-Golfplätze vom Feinsten, wie immer sehr freundliche Schotten. Wer je das Buch von George Peper „Two Years in St. Andrews“ gelesen oder den Film „Local Hero“ gesehen hat, wird verstehen, warum diese Landschaft mit ihren Menschen einen verzaubern kann. Und besonders in Schottland wird Golfern auf fast jeder Golfanlage bewusst, welch enormen Einfluss Old Tom Morris mit seinen Golfplatzdesigns und seinem Wirken auf die Entwicklung des Golfsports genommen hat. Gründe genug also, um baldmöglichst wieder nach Schottland zurück zu kehren, die nächsten Reisepläne sind schon in Vorbereitung!

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